Verband Deutscher Ubootfahrer e.V.
55. Internationales Ubootfahrertreffen
55. Internationales Ubootfahrertreffen
in Gdańsk, Polen
Ein Bericht von Jürgen Weber, Vorsitzender der Ubootkameradschaft München 1926 im VDU. Bilder: Copyright © 2018 Jürgen Weber, alle Rechte vorbehalten. DSGVO: Die abgebildeten und im Text erwähnten Personen sind mit dieser Veröffentlichung einverstanden.
INTERNATIONALES UBOOTFAHRERTREFFEN AN DER DANZIGER BUCHT
Das 55. Internationale Ubootfahrertreffen fand vom 20. bis 24. Mai 2018 in der alten Hansestadt Danzig, dem heutigen Gdańsk, statt. Bereits zehn Jahren zuvor hatte der polnische Ubootfahrerverband erstmalig ein Treffen in Gdynia / Gdingen durchgeführt. Das diesjährige Treffen war ein wenig von den Unwägbarkeiten der mangelnden Vorbereitung überschattet. Der Hauptorganisator, der schon beim 45. Treffen in Gdingen ein ausgesprochen gutes Organisationstalent bewiesen hatte, war im letzten Jahr schwer erkrankt und erst Anfang dieses Jahres wieder arbeitsfähig. Niemand aus dem übrigen Orga-Team informierte die internationalen Gäste über das Dilemma und den drohenden zeitlichen Verzug; nicht einmal Mails wurden beantwortet. Somit haben viele potenzielle Teilnehmer wegen der unklaren Lage auf eine Teilnahme verzichtet. Mit der Genesung unseres Kameraden Adam kam dann Anfang des Jahres die gewohnte Dynamik und Zuverlässigkeit zurück: Schnellstens wurden Interessenten über den Planungsstand informiert und eine Website mit Registrierungs- und Bezahlungsmöglichkeit installiert. Der Teilnehmerschwund ließ sich dadurch nicht mehr aufhalten: 127 Gäste aus 18 Nationen bildeten dieses Mal eine überschaubare Gruppe. Das VDU-Kontingent bestand aus acht deutschen Teilnehmern, darunter zwei „Neulinge“, und unserem koreanischen Kameraden Dr. Il Choi (UK Kiel) mit Frau, der auch seinen Hamburger Freund Walter Storbeck zur Teilnahme aufgefordert hatte.
SONNTAG, 20.05.2018
Das 55. Internationale Ubootfahrertreffen fand vom 20. bis 24. Mai 2018 in der alten Hansestadt Danzig, dem heutigen Gdańsk, statt. Bereits zehn Jahren zuvor hatte der polnische Ubootfahrerverband erstmalig ein Treffen in Gdynia / Gdingen durchgeführt. Das diesjährige Treffen war ein wenig von den Unwägbarkeiten der mangelnden Vorbereitung überschattet. Der Hauptorganisator, der schon beim 45. Treffen in Gdingen ein ausgesprochen gutes Organisationstalent bewiesen hatte, war im letzten Jahr schwer erkrankt und erst Anfang dieses Jahres wieder arbeitsfähig. Niemand aus dem übrigen Orga-Team informierte die internationalen Gäste über das Dilemma und den drohenden zeitlichen Verzug; nicht einmal Mails wurden beantwortet. Somit haben viele potenzielle Teilnehmer wegen der unklaren Lage auf eine Teilnahme verzichtet. Mit der Genesung unseres Kameraden Adam kam dann Anfang des Jahres die gewohnte Dynamik und Zuverlässigkeit zurück: Schnellstens wurden Interessenten über den Planungsstand informiert und eine Website mit Registrierungs- und Bezahlungsmöglichkeit installiert. Der Teilnehmerschwund ließ sich dadurch nicht mehr aufhalten: 127 Gäste aus 18 Nationen bildeten dieses Mal eine überschaubare Gruppe. Das VDU-Kontingent bestand aus acht deutschen Teilnehmern, darunter zwei „Neulinge“, und unserem koreanischen Kameraden Dr. Il Choi (UK Kiel) mit Frau, der auch seinen Hamburger Freund Walter Storbeck zur Teilnahme aufgefordert hatte.
SONNTAG, 20.05.2018
Meine Frau und ich flogen am späten Vormittag von München nach Danzig und trafen auf dem Münchener Flughafen Stephan Kowallis aus Berlin, der mangels einer Direktverbindung Berlin – Danzig (noch nicht einmal vom Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ [BER]) mit uns zusammen flog. Ein klein wenig international wurde es dann, als auch noch ein italienischer Ubootfahrer mit seiner Frau zu uns stieß.
Die Fahrt vom Flughafen Danzig zum Hotel Mercure Gdańsk Stare Miasto (dem höchsten Gebäude der Stadt nur 400 m von der Altstadt entfernt) erfolgte mit Shuttle-Bussen. Und dann kam der schönste Augenblick eines jeden Treffens: Das Wiedersehen und Begrüßen der Ubootkameraden aus allen möglichen Ländern in der Hotelhalle. Schnell die Koffer aufs Zimmer, ein wenig frisch gemacht und runter zum Einlaufbier auf die Terrasse der Hotelbar, wo sich schon etliche Freunde und Kameraden eingefunden hatten. Der erste offizielle Programmpunkt war dann der Cocktail-Empfang mit Abendessen im Hotel.
Montag, 21.05.2018
Gegen 09:00 Uhr starteten unsere Busse in das nur wenige Minuten entfernte Europejskie Centrum Solidarności, dem Europäischen Zentrum der Solidarität (ECS), das 2007 von der Gewerkschaft Solidarność und dem Kulturministerium ins Leben gerufen wurde. Es ist zugleich das Museum der Gewerkschaft sowie ihr Zentralarchiv mit Bibliothek und einem Bildungszentrum direkt neben dem legendären Eingangstor zur damaligen Leninwerft, wo die Protestbewegung in Polen ihren Höhepunkt fand. Historisch ist die Werft besonders auch für Deutsche interessant, weil sich auf diesem Gelände - heute teilweise noch erkennbar – bis 1918 die ehemalige Kaiserlichen Werft Danzig (KWD) befand.
Hier wurde unser Ubootfahrertreffen stilvoll mit einigen Ansprachen und der Vorstellung der Chefs der Delegationen (Heads of Delegation – HoD) offiziell eröffnet. Es folgte der etwa 20-minütige Dokumentarfilm „We were no heroes – Wir waren keine Helden“, der die August-Streiks von 1980 mit seinen Gefahren, Stärken und Erfolgen emotional ansprechend schildert. Anschließend folgten Gruppenführungen durch das weitläufige Gebäude. Nach dem Mittagessen bildete ein Fachvortrag zur Wrackortung und Identifizierung von Dr. Benedyct Hac den letzten Programmpunkt des Tages. Im Zentrum seiner Ausführungen stand die bisher leider erfolglose Suche nach dem seit Juni 1940 in der Nordsee vermissten polnischen Uboot ORZEŁ (Adler). Es operierte, wie auch andere Uboote aus den von Deutschland besetzten Ländern, im 2. Weltkrieg unter Leitung der 9. Flottille der Royal Navy in Dundee.
Die deutsche Gruppe (Stephan Kowallis, Klaus und Cobi Mattes, Michael und Gabriele Setzer, Walter Storbeck sowie meine Frau und ich) – verstärkt durch Stratos Bairlis aus Athen, Ana Maria Brecht aus Argentinien sowie dem Ehepaar Choi mit seinen drei Töchtern – verbrachten einen netten Abend in einer Brauereigaststätte, deren Flüssigprodukte uns ebenso mundeten wie die feste Nahrung. Danach wurde es an der Hotelbar noch internationaler.
DIENSTAG, 22. MAI 2018
Gegen 09:00 Uhr ging die tägliche Busreise los. Ziel war heute der Hafen von Gdingen, das im Dritten Reich ohne jedweden Sachbezug zum namensgebenden Volksstamm Gotenhafen genannt wurde und das Zentrum der Besatzungsausbildung der deutschen Uboote war. Hier fand auf dem ehemaligen Zerstörer ORP BŁYSKAWICA - seit Mai 1976 ein Museumsschiff - die gemeinschaftliche Gedenkfeier aller teilnehmenden Nationen statt. Eine polnische Marinekapelle begrüßte alle teilnehmenden Gäste mit der - so die Ansage des Conférenciers - inoffiziellen Uboothymne „Yellow Submarine“. Nach der Ansprache der Delegationsleiter in ihren jeweiligen Muttersprachen gab es dann noch eine Showeinlage, die auch bei jedem Military Tattoo Beifall geerntet hätte. Das Ende des Zeremoniells bildete die Kranzniederlegung durch ein ehemaliges Uboot der Kobben-Klasse bzw. Klasse 207. ORP SĘP (Geier), vormals HNoMS SKOLPEN, passierte auslaufend das östliche Ende der Kościuszki-Mole und ließ vor den angetretenen Flaggenträgern und Gästen den Kranz zu Wasser. Nach dieser ansprechenden Zeremonie ging es zum Mittagessen und anschließend fuhren wir mit den Bussen nach Oksywie (Oxhöft) ins Grom Theaterkino. Hier wurde uns eineinhalb Stunden lang ein erstklassiges Musikprogramm durch das Repräsentative Künstler-Ensemble der polnischen Streitkräfte geboten - wirklich nicht nur eine Ohrenweide! Den offiziellen Abschluss des Tages bildete das Abendessen in der Marineakademie; inoffiziell wurde das Treffen an der Hotelbar fortgesetzt.
MITTWOCH, 23. MAI 2018
Frühes Aufstehen war angesagt, um gegen 08:00 Uhr die Bustour nach Malbork zu erleben. Vielen Deutschen, insbesondere Absolventen der Marineschule Mürwik, wird sicher der deutsche Name Marienburg eher geläufig sein. Die bereits um 1300 an der Nogat gebaute Festung des Deutschen Ritterordens wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach an- und umgebaut. Architektonisch wird sie der Backsteingotik (12. bis ca. 16. Jahrhundert) zugeordnet, spätere Baumaßnahmen führten zur Einordnung in die Backsteinrenaissance. Beim Bau der 1907 bis 1910 in Flensburg-Mürwik errichteten Marineschule hatte man sich architektonisch stark an der Marienburg orientiert. Dies wurde dem beide Objekte kennenden Besucher an zahllosen Details außen und innen, bis hin zur Gestaltung der Türfüllungen und -klinken deutlich.
Es war ein außerordentlich interessanter Ausflug mit intensiver Führung und unvergesslichen Eindrücken. In Leźno war im Schlosspark, heute Garten des Restaurants, ein Zelt aufgebaut worden, in dem uns am frühen Nachmittag ein vorzügliches Mittagessen gereicht wurde. Wieder in Danzig angekommen, trafen sich die HoD zu ihrer jährlichen Sitzung. Gegen 19:00 Uhr fuhren wir gemeinsam zum Nationalen Schifffahrtsmuseum, um unseren Gala-Abend zu begehen. Das ist immer der letzte offizielle Teil des Internationalen Ubootfahrertreffens mit kurzen Abschlussreden, Geschenkeaustausch, festlichem Essen, Getränken sowie Musik und Tanz.
Schade nur, dass die Hotelbar bei unserer Rückkehr bereits geschlossen war! So verabschiedeten wir uns erst am nächsten Morgen ohne Farewell-Drink voneinander und fuhren mit der Absicht heim, uns spätestens auf folgenden Treffen wieder zu sehen:
- 56. Internationales Ubootfahrertreffen in Belgrad / Serbien vom 21. bis 26. Mai 2019
- 57. Internationales Ubootfahrertreffen in Karlskrona / Schweden vom 11. bis 15. Mai 2020
- 58. Internationales Ubootfahrertreffen auf Kreta / Griechenland im Mai 2021
Jürgen Weber
SONNTAG, 11. JUNI 2017
Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Kultur. Was wäre schon ein Aufenthalt in St. Petersburg ohne Besichtigung der Eremitage, eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt? Die wenigen Stunden in diesem Museum konnten nur einen kleinen Eindruck von all den dort ausgestellten Kunstschätzen geben. Ein unvergesslicher Besuch!
Nach dem Mittagessen am frühen Nachmittag war wieder freie Zeit angesagt; über die am Spätnachmittag stattfindende Sitzung der HoD hatte ich bereits zu Anfang berichtet. Ergebnis der Sitzung: Die polnische Delegation wird das 55. Internationale Ubootfahrertreffen vom 22. bis 26. Mai 2018 in Danzig ausrichten; für Belgrad als Ort des 56. Treffens im Mai 2019 hatten wir uns bereits 2016 in Pula entschieden. In diesem Jahr votierte die Mehrheit der HoD in namentlicher und offener Abstimmung für Karlskrona in Schweden als Ort des 57. Internationalen Ubootfahrertreffens im Mai 2020. Ruurd van Rooijen (Captain RNLN rtd) und Vorsitzender ISA Netherlands hatte in Zusammenarbeit mit Tarek Buchmüller, Hamburg, ein Statement zum Schutz von Kriegsgräbern auf See vorbereitet, das er allen HoD zukommen ließ, um die jeweilige nationale Unterstützung für dieses Thema einzufordern.
Rechtzeitig standen die meisten Teilnehmer vor dem Hotel zur Abfahrt mit den Bussen zum Galaabend bereit. Und dann schlug die schwache Informationstaktik wieder zu: Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis wir erfuhren, dass die Busse wegen eines Verkehrsunfalls nicht zum Einsatz kommen würden. Und dann Respekt den jungen Helfern: Innerhalb einer halben Stunde wurde ein Taxiservice organisiert, der Hunderte von Teilnehmern zum Galaabend in eine Kongresshalle transportierte. Auch dort wieder eine sehr gute Reaktion unserer Gastgeber: Die Begrüßungsreden wurden stark gekürzt, so dass das vorzügliche Kulturprogramm mit nur geringer Verspätung begann. Vom Ballett über verschiedene Chöre und Solisten wurde ein bunter Reigen russischer Kultur geboten, und das alles in je etwa fünfzehnminütigen Präsentationen. Da blieb dann auch noch Zeit zur Unterhaltung und dann konnte man wieder das Programm genießen. Insgesamt war das ein sehr gelungener Galaabend mit ausgezeichneter Tanzmusik und – auch das sei nicht verschwiegen – gutem Essen und nicht zu spärlich servierten Getränken.
MONTAG, 12. JUNI 2017
Am Montag ging es dann vom Hotel zum Internationalen Flughafen, der noch immer an den Interimsnamen der Stadt erinnert: Sein IATA-Kürzel LED ist die Abkürzung von Leningrad. Fazit der Reise: Trotz offensichtlicher und vermeidbarer organisatorischer Mängel, die vorwiegend auf Informationslücken und Fehlinformationen beruhten, wurde das Gesamtziel erreicht: Wiedersehen mit den ausländischen Ubootkameraden (und ihren Frauen) und Erneuern und Festigen der freundschaftlichen Verbundenheit. Wir sehen uns in Danzig wieder.
Jürgen Weber