Verband Deutscher Ubootfahrer e.V.
47. Internationales Ubootfahrertreffen
47. Internationales Ubootfahrertreffen
in Netanya, Israel
Ein Bericht von Jürgen Weber, Vorsitzender der Ubootkameradschaft München 1926 im VDU. Bilder: Copyright © 2010, Jürgen Weber, alle Rechte vorbehalten. Eine Bildergalerie über das Ubootfahrertreffen in Netanya / Israel finden Sie auf der Internetseite der International Community of Submariners Associations.
Das diesjährige Internationale Ubootfahrertreffen fand vom 23. bis 27. Mai 2010 in Netanya / Israel statt. Die israelischen Kameraden hatten eine Firma mit der Vorbereitung und Durchführung des Treffens beauftragt, die zunächst eine Website einrichtete, über die sämtliche Anmeldungen liefen. Der weitere gegenseitige Austausch von Informationen wurde dann per E-Mail durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 300 Personen an diesem Treffen teil, die alle im Blue Bay Hotel in Netanya untergebracht waren - direkt an der Küste des Mittelmeeres. Der VDU war vertreten durch seinen Präsidenten Rupert Bischoff mit Ehefrau Christiane, dem Sprecher der Seehundfahrer Klaus Mattes mit Ehefrau Cobi, Dr. Wolfgang und Dr. Helga Pohl (UK München 1926), dem Vorsitzenden der UK München 1926 Jürgen Weber mit Tochter Anika sowie Helmut Römer von der UK Dresden. Besonders erwähnenswert ist die persönliche Betreuung früher angereister Gäste durch unsere israelischen Freunde, die uns zum Teil mit auf Ausflüge in das Umland nahmen und zu sich nach Hause einluden. Für mich war diese Gastfreundschaft vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte nicht selbstverständlich und ich habe daher diesen Tag besonders genossen.
SONNTAG, 23. MAI 2010: ANREISE ♦ BEGRÜSSUNGSCOCKTAIL ♦ ABENDESSE
Die Abholung vom Flugplatz Ben Gurion in Tel Aviv wurde ebenso reibungslos durchgeführt wie Tage später die Rückkehr von Netanya zum Flughafen.
Der erste offizielle Tag des Treffens war - wie eigentlich in jedem Jahr - geprägt von der Freude, diese oder jene Kameraden aus den verschiedenen Ländern wieder zu sehen. Beim Begrüßungscocktail konnten alte Bekanntschaften wieder aufgefrischt werden, neue Kontakte wurden geschlossen. Abschluss des offiziellen Teils war das gemeinsame Abendessen. Danach traf man sich in der Bar des Hotels und auch auf den Terrassen der Bungalows, wo wir unsere internationalen Ubootfahrer- Gartenpartys feierten.
MONTAG, 24. MAI 2010: NAZARETH ♦ ACRE ♦ LOHAMEY HAGAETOT ♦ EIN HUD
Ein straff organisierter Tag begann um 08:00 Uhr mit der Einnahme der Plätze im Bus. 15 Minuten später fuhr der aus sechs Bussen bestehende Konvoi Richtung Nazareth. In jedem Bus war eine Reiseführerin, ein Soldat der israelischen Ubootwaffe sowie mindestens ein Kamerad des israelischen Ubootfahrerverbandes. Die Rundumbetreuung durch diesen Personenkreis inklusive der Versorgung mit kühlem Mineralwasser war ausgezeichnet.
Nazareth war geprägt vom Tourismus: Alle möglichen religiös anmutenden Gegenstände wurden zum Kauf angeboten - in der vollen Bandbreite von Ästhetik bis hin zur Geschmacklosigkeit. Ansonsten war die Stadt als wichtige Stätte verschiedener Religionen mit ihren Kirchen und Moscheen schon einen Besuch wert und hat auf uns alle starke Eindrücke hinterlassen.
Nach Besichtigung der Verkündigungskirche und weiterer Sehenswürdigkeiten ging die Reise weiter nach Acre / Akko(n), einer der ältesten durchgehend bewohnten Städte in Israel. Die Geschichte der Stadt ist beeinflusst von den verschiedenen Eroberungszügen der Griechen und Römer, der Araber, der Osmanen und Kreuzritter bis hin zu Napoleons gescheitertem Eroberungsversuch. Besonders für die Kreuzritter war die Stadt von Bedeutung, weil sie den einzigen befestigten Hafen der Levanteküste besaß.
Nach einem Rundgang durch die Altstadt nahmen wir unser Mittagessen ein und besichtigten danach die Kreuzfahrerfestung - ein imposantes Bauwerk, das gegenwärtig weiter restauriert wird, um danach auch für Veranstaltungen (Konzerte / Theater) genutzt zu werden.
Die nächste Station war das Lohamey Hagetaot Museum. Die hier in einem Kibbuz lebenden Menschen haben sich zum Ziel gesetzt, das Gedenken an den Holocaust und die Erinnerung an im Kampf um die Errichtung eines eigenen israelischen Staates gefallene Freiheitskämpfer zu erhalten. Gleichzeitig praktizieren sie die friedliche Koexistenz mit den Minderheiten der Region.
Anschließend fuhren wir mit unseren Bussen in das Drusendorf Ein Hud, das abseits in den Bergen für Busse auf zum Teil abenteuerlichen Wegen zu erreichen war. Hier wurden wir auf drusische Art verköstigt: eine Vielzahl wohlschmeckender Vorspeisen hätte schon gelangt, so dass vom Hauptgang einiges übrig blieb. Gegen 21:30 Uhr waren wir dann wieder in Netanya und festigten unsere internationaler Kontakte auf Gartenpartys oder in der Hotelbar.
DIENSTAG, 25. MAI 2010: JERUSALEM ♦ VORTRAG ÜBER SUCHE DER DAKAR
Um 07:45 Uhr begann unsere Reise nach Jerusalem. Wieder hatten wir eine nette Fremdenführerin, die die zweistündige Fahrt von Netanya in die israelische Hauptstadt nutzte, um uns viel Wissenswertes über die Geschichte der Stadt zu vermitteln. Bevor wir dann die Klagemauer [englisch. Western Wall = Westliche Mauer (des alten Tempels)] besichtigen konnten, mussten wir uns einer Personen- und Taschenkontrolle unterziehen; ähnlich dem Verfahren auf Flughäfen. Die Atmosphäre dieser vor 3.800 Jahre erstmals erwähnten Stadt ist schwer zu schildern und geprägt von religiösen Menschen, Touristen, orthodoxen Juden und arabischen Händlern. Der Blick auf die Klagemauer und die goldene Kuppel des Felsendoms war ein eindrucksvolles Erlebnis! Weiter ging es nach diesem ersten Eindruck mit dem Bus, um die Grabeskirche zu besuchen. Hier war kaum ein Bein an Deck zu kriegen, die Anzahl der Besucher war enorm. Ein Wunder, dass niemand auf den engen Treppen zu Fall kam. Auch hier wieder ein buntes Gemisch aus Besuchern: Touristen, wir ehemaligen Ubootfahrer und auch uniformierte Soldatinnen und Soldaten der israelischen Streitkräfte.
Danach führte uns unsere Fremdenführerin in die Jerusalemer Altstadt bzw. auf den arabischen Markt. Hier konnte man sicher auch viele schöne und interessante Dinge erwerben - allerdings zum vierfachen des Preises, die diese in Haifa oder Tel Aviv kosten.
Es waren trotzdem imposante Eindrücke, die man auf diesem Markt in sich aufnahm. Weiter ging es nach Ramat Rachel zum Mittagessen. An einem Büffet konnte sich jeder mit delikaten Vorspeisen, wohlschmeckendem Hauptgericht und süßen Desserts versorgen.
Den Abschluss des Jerusalembesuchs bildete ein Halt an der Armon Hanaziv Promenade. Hier hatten wir einen wunderschönen Blick auf Jerusalem und Umgebung. Unsere Fremdenführerin erläuterte hier die Geschichte der Stadt weiter und gab Informationen zum Grenzverlauf, als die Stadt noch unter dem Mandat der Vereinten Nationen stand. Nach diesem unvergesslichen Blick fuhren wir zurück nach Netanya. Im Anschluss an das Abendessen präsentierten unsere Gastgeber noch einen sehr eindrucksvollen Vortrag über die Suche nach der gesunkenen „DAKAR“.
Dieses israelische Uboot (Ex-Totem der Royal Navy) sank am 25. Januar 1968 zwischen Kreta und Israel und wurde erst 1999 geortet. Ein Teil des Turms wurde dann in das Marinemuseum in Haifa gebracht und als Gedenkstätte umgestaltet. David Jourdan schilderte die dramatische Suche und letztlich das Auffinden des Wracks sehr anschaulich mit guten Fotos und Grafiken. Den Rest des Abends verbrachten wir wie gewohnt auf den Gartenpartys oder in der Hotelbar.
MITTWOCH, 256. MAI 2010: HAIFA ♦ GEDENKFEIER ♦ MARINEMUSEUM ♦ GALAABEND
Dienstbeginn war wieder um 07:45 Uhr. Mit unseren Bussen fuhren wir zur Gedenkfeier am DAKAR-Ehrenmal im Marinemuseum von Haifa. Unterstützt von israelischen Marinesoldaten als Träger unserer nationalen Flaggen begann die feierliche Zeremonie, in der die israelischen Kameraden auf jegliches religiöse Beiwerk verzichtet hatten, weil wir in dieser internationalen Gemeinschaft mittlerweile neben evangelischen und katholischen Christen auch griechisch und russisch Orthodoxe, Kameraden jüdischen Glaubens und Moslems haben.
Die Delegationsführer der anwesenden Nationen sprachen ihre ein bis zweiminütigen Gedenkworte oder Gebete in ihrer Muttersprache. Die alphabetische Reihenfolge wurde durch den englischen Namen der vertretenen Staaten festgelegt.
Rupert Bischoff sprach den Wunsch nach dauerhaftem Frieden aus. Mit Hinweis auf den Holocaust betonte er die besondere deutsche Verantwortung dafür, dass sich Ähnliches niemals wiederholen dürfe.
Insgesamt war die Gedenkfeier sehr feierlich und ein Symbol für den Zusammenhalt der ehemaligen Ubootfahrer in einer internationalen Gemeinschaft.
Es folgte der Besuch der Marinebasis Haifa, in der ein Uboot der Dolphin-Klasse getaucht an der Pier lag. Nur ein winziger Teil des Turms ragte aus dem Wasser. Dann wurde angeblasen und das Boot kam eindrucksvoll aus dem Wasser. Eine tolle Show. Nun war es Zeit für das Mittagessen, das wir im Marinemuseum einnahmen.
Anschließend konnten wir das Museum besichtigen, in dem auch das Uboot GAL liegt, das auf der Basis der deutschen 206er bei Vickers in England gebaut worden war. Danach kehrten wir nach Netanya zurück und bereiteten uns auf den Cocktailempfang und den Galaabend vor. Beides fand im Freien im Bereich des Blue Bay Hotels mit Blick auf das Mittelmeer statt. Eine israelische Tanzgruppe präsentierte Folklore; die nationalen Delegierten überreichten ihre Gastgeschenke. Und trotz allem war noch Zeit genug, nach dem Essen die internationalen Freunde und Kameraden an ihren Tischen aufzusuchen und miteinander zu reden. Die letzte offizielle Handlung des Abends war die Übergabe der Säule an den Vertreter der türkischen Ubootfahrer, die das nächste Treffen vom 23. bis 27. Mai 2011 in Istanbul ausrichten werden.
DONNERSTAG, 27. MAI 2010: ABREISETAG
Für Gäste mit späterer Abreise wurden noch interessante Touren gegen separate Bezahlung angeboten, die gerne angenommen wurden.
Fazit: Ein tolles Treffen, das alte Verbindungen festigte und neue entstehen ließ. Ein herzliches Dankeschön an unsere Freunde in Israel.
Jürgen Weber
Das Treffen der Delegationsleiter
beim 47. Internationalen Ubootfahrertreffen
Ein Bericht von Kapitän zur See a.D. Rupert Bischoff
Beim Treffen der Delegationsleiter, das diesmal von den israelischen Gastgebern unter Einhaltung strikter Diskussionsregeln geführt wurde, wurde bestätigt, dass die nächsten 2 Internationalen Ubootfahrertreffen – das 48. Treffen 23. – 27. Mai in Istanbul / Türkei und das 49. Treffen im Mai 2012 in Kiew / Ukraine – abgehalten werden.
Aus den Reihen der teilnehmenden Delegationen war schon vor dem Treffen der Delegationsleiter der Vorschlag gemacht worden, das 50. Treffen in einem der 2 Länder durchzuführen, die die ersten Treffen veranstaltet hatten: Frankreich und Deutschland.
In einem Gespräch mit dem Leiter der französischen Delegation, Jacques Blanc, regte ich an, das Treffen doch gemeinsam in Straßburg / Kehl durchzuführen. Der Vorschlag wurde in beiden Delegationen diskutiert und auch akzeptiert. Beim Treffen der Delegationsleiter bat dann Italien – übrigens zusammen mit Österreich das 3. und 4. Gründungsmitglied der Internationalen Ubootfahrertreffen - das 50. Treffen – wie schon 2009 angekündigt – ausrichten zu dürfen.
In einer kurzen Auszeit verständigten sich die Delegationsleiter Frankreichs und Deutschlands, zugunsten Italiens zu verzichten. Das 50. Treffen wird daher von Italien ausgerichtet; Ort und genauer Zeitraum werden im kommenden Jahr bekannt gegeben.
Rupert Bischoff