Verband Deutscher Ubootfahrer e.V.
41. Internationales Ubootfahrertreffen
41. Internationales Ubootfahrertreffen
vom 14. bis 17. Mai Juni 2004 in Odessa, Ukraine
Der Bericht wurde Kapitän zur See a.D. Rupert Bischoff, verfasst.
Die Bilder wurden von Klaus Mattes zur Verfügung gestellt.
Bei der Bestätigung der Anmeldungen und des Eingangs der Teilnehmergebühren traten große Schwierigkeiten auf, die allein mit mangelnden Sprachkenntnissen nicht zu erklären sind. So wurde eine Vielzahl von "Mails" ausgetauscht und dennoch hatte man bei der Ankunft in Odessa gewisse Zweifel, ob denn alles gut ablaufen würde.
Glücklich in Odessa gelandet, ging's mit dem Bus ins Hotel Victoria, wo bereits eine große Anzahl von Teilnehmern, die lange vor uns angekommen waren, Schlange standen, um einzuchecken. Jetzt waren es wirklich die mangelnden Fremdsprachenkenntnisse - eine der Damen an der Rezeption sprach gebrochen französisch, sonst wurde nur russisch gesprochen -, die uns nach langer und anstrengender Anreise viel Geduld abverlangten.
Nachdem wir endlich unser Hotelzimmer bezogen hatten, begab ich mich um 17.00 Uhr in die Empfangshalle, um an der gem. Programm vorgesehenen Pressekonferenz teilzunehmen. Da die anwesenden Journalisten aber nur russisch sprachen und auch nur an der ukrainischen und russischen Admiralität - die in großer Anzahl präsent war - interessiert waren, unterhielten sich die ausländischen Delegationsleiter miteinander; man hatte sich ja ein Jahr lang nicht gesehen und daher gab es viel zu erzählen.
Das für 18.00 Uhr im "Ukraine Theater" vorgesehene Konzert fiel leider auch ins Wasser; dafür unterhielten uns einige Opernsänger mit ihrem Gesang während des gemeinsamen Abendessens, das im Hotel und nicht, wie im Programm vorgesehen, im "Ukraine Theater" stattfand.
Der Sonnabend begann mit einer Kranzniederlegung in der "Glory Alley". Ukrainische Matrosen mit einem Namensschild jeder teilnehmenden Nation zeigten den Delegationsleitern und Fahnenträgern, wo ihr Platz war. Nachdem Kränze am Ehrenmal am seeseitigen Ende der "Glory Alley" niedergelegt worden waren, hatte jeder der Leiter der ausländischen Delegationen die Möglichkeit, eine kurze Rede zu halten bzw. ein kurzes Gebet zu sprechen. Ich äußerte in meinem Gebet den Wunsch, dass sich nie wieder Soldaten der hier anwesenden Nationen als Feinde in einem Krieg gegenüberstehen mögen. An dieser Stelle muss der bemerkenswerte Beitrag der ukrainischen Marine an dieser Kranzniederlegung gewürdigt werden. Außer den schon erwähnten Matrosen mit den Schildern paradierte ein Ehrenzug und ein Marine Musikkorps spielte auf; Respekt!
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter in den "Pobeda Park". Dort war schon eine große Menschenmenge an einem noch verhüllten Denkmal, das an diesem Tag eingeweiht werden sollte, versammelt. Es handelte sich um ein Denkmal zu Ehren des berühmten Uboot-Ingenieurs und Erfinders, Stefan Dzhevetsky, dem ersten U-Bootfahrer auf dem Schwarzen Meer bei Odessa, der übrigens auch lange Zeit in Frankreich gewirkt hatte. In mehreren Ansprachen, auch durch Admiral a.D. Jean-Marie Mathey, dem ehemaligen Präsidenten des französischen Ubootfahrer Verbandes, wurde das Wirken Stefan Dzhevetskys als erster Erbauer eines U-Bootes gewürdigt (dass Wilhelm Bauer seinen Brandtaucher einige Jahre früher baute, schien niemand der Anwesenden zu wissen). Ein reichhaltiges Begleitprogramm mit viel Musik und Tanz verlieh der Einweihung den feierlichen Rahmen.
Von dort ging es weiter zum "Denkmal der heldenhaften Verteidigung Odessas", einem Freilichtmuseum mit vielen alten Waffen und Kriegsgeräten, unter anderem einem Minensuchboot und einem U-Boot.
Nach dem Rundgang durch das Museum pflanzten die Delegationsleiter aller teilnehmenden Nationen einen Baum als auch in Zukunft sichtbares Zeichen dieses 41. Internationalen Treffens.
Wieder wies uns ein Matrose mit einem Schild mit der Aufschrift "Germany" die Stelle, wo wir unseren Baum pflanzen sollten und auch das Marinemusikkorps begleitete uns dabei. Nach getaner Arbeit gab es ein gemeinsames Mittagessen im und um das Restaurant des Museums.
Am Abend fuhren wir mit 6 Bussen zum "Sea Terminal", wo die offizielle Eröffnung des 41. Internationalen U-Bootfahrertreffens in Form eines Dinners mit einem so umfangreichen Programm, wie wir es sonst noch nicht einmal von den Gala Abenden kennen, stattfand. Nach der Begrüßung durch Kapitän Livshits, dem "Chairman" des Treffens, und den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Odessa sahen wir auf der Bühne ein Feuerwerk von Tanz- und Ballettvorführungen sowie von Darbietungen moderner und klassischer Musik durch hervorragende Interpreten.
In diesen Beiträgen wurden landestypische Melodien der Teilnehmerländer aufgenommen und so die einzelnen Nationen noch einmal musikalisch begrüßt.
Leider war der Geräuschpegel der Musik so laut, dass eine Unterhaltung an den Tischen nahezu unmöglich war. So war es auch nicht verwunderlich, dass viele Teilnehmer das Fest vorzeitig verließen.
Die Stadtrundfahrt am Sonntag begann mit dem Besuch des im Jahre 2000 erbauten "Marinesko Ehrenmals'' (Commander Alexander Marinesko hat von allen sowjetischen U-Bootkommandanten die meiste Tonnage versenkt - auch die Wilhelm Gustlov - und ist dafür im Jahre 1995 zum Helden der Sowjetunion ernannt worden.)
In Gruppen wurde dann die historische Altstadt mit Oper, Museum. Rathaus und ausgedehnten Parks besichtigt; der Besuch eines Marktes wurde genutzt, um Reiseandenken zu kaufen.
Die Delegationsleiter waren während dieser Zeit im Rathaus zur Begrüßung durch den Bürgermeister von Odessa. Dieser erzählte uns einiges über Stadt, Land und Leute und wies auf die besondere Bedeutung der Seefahrt und der Marine für die Stadt Odessa hin.
Am Nachmittag trafen sich die Delegationsleiter mit den Delegationen, die vorher die Stadtrundfahrt gemacht hatten, an Bord eines Schiffes, um eine Seefahrt auf dem Schwarzen Meer zu unternehmen. Nach einem üppigen Büffel zogen sich die Delegationsleiter in einen Salon zurück, um das alljährlich übliche Gespräch zu führen. Im Laufe der Besprechung wurden die nächsten Internationalen U-Bootfahrertreffen - wie schon 2003 in Chatham abgesprochen - bestätigt:
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2005 Argentinien
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2006 Russland
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2007 Frankreich
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2008 Polen
Zu meiner großen Überraschung wurde dann von den Gastgebern eine Charta präsentiert, mit dem Vorschlag, diese noch vor Ort zu verabschieden. Die Charta hatte - in schlechtem Englisch - unter anderem Ziele wie Freundschaft, Solidarität und Frieden zwischen den teilnehmenden Nationen zum Inhalt. Ich erhob den Einwand, dass ich mich nicht in der Lage sähe, eine solche Charta, die mir eben erst vorgelegt wurde, im Namen des Verbands Deutscher U-Bootfahrer zu unterzeichnen. Ein Großteil der Delegationsleiter stimmte mir zu, die Unterzeichnung wurde vertagt.
Der Galaabend, als "Congress Grand Closing" bezeichnet, stand dem Programm des Vorabends - wieder im "Sea Terminal" - in keiner Weise nach. Das Showprogramm setzte noch einmal eindrucksvoll die verschiedenen Ballettgruppen - Kinder von etwa 6 Jahren bis zu Erwachsenen - mit ihren phantasievollen Kostümen in Szene. Auch die Darbietungen der Solisten begeisterten wieder die Zuschauer. Wir sahen ein berauschendes Kaleidoskop mit Stimmen und Tanz interpretierter Musik, das wie am Vorabend mit einem Feuerwerk endete.
Im Laufe des Abends überreichte ich dem Gastgeber mein Gastgeschenk, einen Kupferstich des U-Bootehrenmals Möltenort; ich wies dabei daraufhin, dass wir an diesem Ehrenmal nicht nur der deutschen U-Bootfahrer, sondern aller U-Bootfahrer gedenken.
Der Gastgeber selbst hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen: Jeder Delegationsleiter erhielt eine etwa 20 cm hohe Kopie der traditionellen Säule, die 1974 von dem Italiener Dughera gestiftet wurde und seitdem im Laufe der internationalen Treffen jeweils von den Gastgebern an die Gastgeber des nächsten Treffens weitergegeben wird.
Aus der für den Montag geplanten Reise nach Sevastopol wurde leider nichts, da allein die einfache Busfahrt von Odessa nach Sevastopol 8-10 Stunden dauert.
Insgesamt erlebten wir ein interessantes internationales Treffen mit gleich 2 Galaabenden, die, soweit ich das beurteilen kann, alles bisherige in den Schatten stellten. Häufig wurde man aber auch noch an kommunistische Zeiten und Gewohnheiten erinnert. Im Einzelnen muss kritisch angemerkt werden:
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Durch organisatorisch starre Regelungen kam wenig Kontakt zwischen den teilnehmenden Nationen zustande; in den Bussen und selbst an den Tischen der 2 Galaabende waren stets die gleichen Teilnehmer einer bzw. von 2 oder 3 Nationen zusammen.
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Die Tatsache, dass die Gastgeber fast ausschließlich russisch sprachen und die Dolmetscher nur unzureichend informiert waren, führte dazu, dass sehr viel Unklarheiten über Ort und Zeit der Veranstaltungen herrschte; die wiederholt sehr langen Wartezeiten und Abweichungen vom offiziellen Programm konnten nicht erklärt werden.
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Organisatorische Mängel wie die Planung der aufgrund der Raum- und Zeitfaktoren nicht durchführbaren Fahrt nach Sevastopol, für die 50 % des einbezahlten Geldes für angeblich schon bezahlte Reisebusse einbehalten wurde, verursachten Unverständnis bei vielen Teilnehmern.