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Verband Deutscher Ubootfahrer e.V.

German Submariners Association

53. Internationales Ubootfahrertreffen

53. Internationales Ubootfahrertreffen
in Pula, Kroatien

Ein Bericht von Jürgen Weber, Vorsitzender der Ubootkameradschaft München 1926 im VDU.  Bilder: Copyright © 2016 Klaus Mattes, alle Rechte vorbehalten.  Eine Bildergalerie über das Ubootfahrertreffen in Pula finden Sie auf der Internetseite der International Community of Submariners Associations.


MULTINATIONALE REISENDE ZUM INTERNATIONALEN UBOOTFAHRERTREFFEN IN PULA

Vor der Reise zum 53. Internationalen Ubootfahrertreffen vom 24. bis 27. Mai 2016 war erst einmal ein Treffen in Simbach angesagt. Wie kam es dazu? Ralf Bichler, 2. Vorsitzender der MK Simbach und Regionalbeauftragter des VDU für Bayern und Österreich, hatte angeregt, die VDU-Teilnehmer am Treffen in Pula mit Interessenten der Simbacher Marine- und der Reservistenkameradschaft zu verstärken. Wir wollten den Mitreisenden einen günstigen Urlaub mit „Schnupperteilnahme“ am Internationalen Ubootfahrertreffen anbieten. Die Organisation übernahmen die Vorstände der MK Hermann Schmid und Ralf Bichler; Ignac Markov, ein gebürtiger Kroate, erkundete die Hotellage vor Ort in Pula und kümmerte sich um die Reservierung. Aber er hatte nicht mit Titos Nachfahren in der Touristik gerechnet: Erst das dritte Hotel löste später seine Reservierungszusage (vom 29.04.2016!!!) auch ein.
Ähnlich schlechte Erfahrungen machte ich mit den Organisatoren des Treffens. Obwohl ich ihnen bereits ein Jahr vorher von unseren Plänen berichtet und um Preisangebote für die Teilnahme mehrerer zusätzlicher Gäste an einzelnen Tagen gebeten hatte, blieben sie bei ihrem postkommunistisch geprägten Vier-Tages-Plan: Komplette Teilnahmegebühr (420 EUR) geteilt durch Programmtage (Vier) ist gleich 105 EUR pro Veranstaltungstag. Dabei war es egal, ob es sich um einen relativ kostengünstigen Cocktailempfang oder einen aufwändigen Gala-Abend handelte. Entsprechend gering war das Interesse der Teilnahme in unsere Reisegruppe.

Am Sonntag (22. Mai) trafen die meisten Reiseteilnehmer in Simbach ein: Il Choi, UK Kiel, reiste mit seiner Frau aus Südkorea an; aus den USA waren Tim Moore und zwei weitere ehemalige Ubootfahrer und deren Frauen angereist. Den Rest des multinationalen Kontingents bildeten Udo Bichler (Südafrika), Cobi Mattes (Niederländerin), der 94-jährige Helmut Römer (Sachsen), etliche Österreicher und Deutsche. Abends begingen wir einen zünftigen Bordabend mit Musik und einem Bildervortrag über die Deutsche Marine im „Moosbräu“. Montag früh stand pünktlich um neun Uhr unser Fahrer Heinz mit einem 50-Sitzer Reisebus vor der Tür. Alles verstauen, aufsitzen und los geht die Fahrt. Erster Zwischenhalt in Salzburg, wo wir Herbert Standler (92 Jahre) und Lebensgefährtin abholten. Nun war unser Kontingent der Ubootfahrer aus der Kriegsmarine komplett. Insgesamt 30 Mitfahrer waren an Bord.

Entspannt und mit viel Musik (Akkordeon: Ralf Bichler und Franz Ellmerer) reisten wir über Österreich und Slowenien nach Kroatien. Mit unserem günstigen Hotel in Medulin (ca. 12 km südöstlich von Pula) waren wir zufrieden: Ordentliche Zimmer, gute Essensauswahl, Pool und große Gartenanlage und vor allem freundliches Personal.

Am Dienstag (24. Mai), dem offiziellen Anreisetag für das Ubootfahrertreffen, machten wir einen Ausflug nach Rovinj an der Westküste Istriens. Die registrierten Teilnehmer des Treffens sahen abends beim Cocktailempfang viele ihrer internationalen Freunde wieder. Nach offiziellen Informationen waren 185 Personen angemeldet.

Die offizielle Begrüßung mit zu vielen Reden und zu wenig Stühlen fand am nächsten Tag (25. Mai) im Haus der kroatischen Streitkräfte statt. Es dauerte schon etwas, bis wir deutschen und koreanischen Teilnehmer dieses Haus in Pula gefunden hatten. Niemand kannte es, wenn wir nach dem Weg fragten. Hätte man uns gesagt, dass es sich um die k.u.k. Marine-Bibliothek im ehemaligen Offizierheim handelt, wäre alles einfacher gewesen! Sogar das Messingschild mit dieser Aufschrift war am Tor zu finden. Und den Ausdruck kannten auch die Leute in Pula!

Nach dem Mittagessen fuhren wir zu einem großen Soldatenfriedhof, auf dem hauptsächlich Soldaten des Ersten Weltkriegs bestattet worden waren: Gefallene aus fünf Kontinenten bzw. Angehörige fünf großer Religionen. Da drängt sich die Frage auf, ob dieser Friede zwischen Religionen und Staaten nur nach dem Tod möglich ist! An diesem vortrefflich ausgewählten Ort fand das schon traditionelle Gedenken an alle auf See gebliebenen Ubootfahrer in Form der Ansprachen aller Delegationsleiter, zumeist in ihrer Muttersprache, statt. Es wäre eine sehr feierliche Zeremonie gewesen, wenn nicht etliche uninteressierte Ex-Jugoslawen ständig durch laute Unterhaltungen gestört hätten.

In meiner Ansprache für die deutsche Delegation habe ich den Schwerpunkt auf die Geschichte vor mehr als einhundert Jahren gelegt, als auch deutsche Uboote von den Häfen Österreich-Ungarns aus unter österreichischer Flagge im Einsatz waren. Der Halbflottille Pula waren 25 deutsche Uboote unterstellt. Von hier liefen Kommandanten, wie Dönitz (später Großadmiral der Kriegsmarine) und Niemöller (später bekannter Theologe), zu ihren Einsätzen aus. Schlusswort: Möge das Opfer der vielen in der Adria ums Leben gekommenen Seeleute nicht vollkommen sinnlos gewesen sein. 

Danach war freies Manöver; erst zum Abendessen in einem Restaurant direkt am Wasser sahen wir unsere ausländischen Freunde wieder.

Der Donnerstag begann mit einer Bus- und Schifftour in den Nationalpark Brijuni (Brioni). Ab 1947 hatte ein gewisser Josip Broz - er nannte sich Tito - hier eine seiner Residenzen. Damit war das Archipel bis zu seinem Tod 1980 für die Bevölkerung gesperrt. Der Besuch der Hauptinsel Velij Brijuni war sehr interessant, und wir konnten eine schöne Landschaft bewundern. Obligatorisch war natürlich der Besuch des Tito-Museums …

Zurück im Hafen von Fažana sahen wir ein Ausflugsschiff mit der VDU-Flagge an der Pier liegen. Das hatte unsere Simbacher Gruppe gechartert, die gerade beim Einlaufbier in einer Hafenbar saß. Die Teilnehmer des Treffens fuhren zurück nach Pula und wurden auf dem Vermessungsschiff „Andrija Mohorovičić“ eingeschifft. Auf der Fahrt in das uns bekannte Rovinj passierten wir die Untergangsstellen von „F 14“ (Italienisches Uboot, Baujahr 1917; gesunken 1928) und „Baron Gautsch“ (Passagierschiff des Österreichischen Lloyds, das 1914 in ein eigenes Minenfeld fuhr; 147 Tote). Wir stoppten jeweils auf und führten eine eindrucksvolle Kranzzeremonie mit Trompeter durch.

Rovinj wirkte von See aus noch schöner als von Land aus. Die deutsch-südkoreanische Gruppe verzichtete auf die Stadtführung und entspannte sich in einem schönen Restaurant am Hafen. Gegenüber im Restaurant nahmen wir dann unser Abendessen ein und fuhren zurück nach Pula bzw. Medulin, wo - fast überflüssig zu sagen - der Tag in der Hotellobby wie jeden Abend zusammen mit unserer Simbacher Gruppe mit kroatischem Rotwein beendet wurde.

Freitag, 27. Mai 2016 – der letzte Tag und Höhepunkt des Treffens. Am Vormittag besichtigten wir das beeindruckende Amphitheater (Die Arena von Pula) und die sehr schöne Altstadt. Das waren unauslöschliche Eindrücke! Mittagessen gab es in einem Hafenrestaurant, anschließend war freies Manöver. Zum Gala-Abend hatten sich zusätzlich acht Mitglieder unserer Reisegruppe angemeldet (zum postkommunistischen Einheitspreis von 105 EUR pro Person). Sie haben diese Ausgabe wohl nicht bedauert! Wir saßen an zwei Tischen und teilten einen davon mit unseren norwegischen Freunden. Somit waren interessante und vergnügliche Gespräche gesichert. Eine sehr eindrucksvolle Musikdarbietung des Sinfonieorchesters des kroatischen Rundfunks begeisterte die Anwesenden. Etwas unpassend war dann der Aufruf zur Übergabe der Gastgeschenke – gerade als der Hauptgang des Abendessens aufgetragen wurde. Flexibilität darf man dem kroatischen Ubootfahrerverband nun wirklich nicht vorwerfen. Trotzdem war es ein netter Abend und allgemein freute man sich schon auf das Wiedersehen in St. Petersburg im Juni 2017.

Am Samstag fuhren wir zeitig Richtung Salzburg und Simbach zurück. Aber schwere Niederschläge und starker Reiseverkehr verhinderte eine zügige Rückreise. Letzten Endes blieben auch die noch eine Nacht in Simbach, die eigentlich am Samstagabend noch hatten heimfahren wollen. Als wir uns dann am Sonntag, den 29. Mai 2016, fröhlich voneinander verabschiedeten, ahnte niemand, dass drei Tage später eine Flutwelle durch die Stadt schießen würde, deren Verwüstungen das ganze Stadtbild veränderten und sieben Todesopfer forderten. Ein im Nachhinein tragischer Abschied von und in Simbach.

Jürgen Weber

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