Verband Deutscher Ubootfahrer e.V.
37. Internationales Ubootfahrertreffen
37. Internationales Ubootfahrertreffen
vom 30. Mai bis 4. Juni 2000 in St. Petersburg, Russland
Ein Bericht von Fregattenkapitän a.D Gunther Hartmann †
Als die russischen Ubootfahrer 1995 das für 1996 geplante Treffen in Russland absagen mussten und wir deshalb die ausländischen Delegationen zu unserem nationalen Treffen 1996 nach Dresden einluden, war es ungewiss, ob je ein Treffen in Russland stattfinden würde.
Nun war es im Jahr 2000 doch so weit. Vom 30. Mai bis 4. Juni 2000 fand in St. Petersburg das 37. Internationale Ubootfahrertreffen statt. 14 Nationen haben in unterschiedlicher Gruppenstärke, von 1 - 60 Personen, daran teilgenommen. Der VDU war leider nur mit 10 Personen an dem Treffen beteiligt. Neben den zahlreichen Russen waren vertreten: Weißrussland, Ukraine, Polen, Frankreich, Italien, Großbritannien, USA, Kanada, Chile, Israel, Norwegen, sogar 4 Schweizer (ehemals Italiener) und wir Deutschen.
Für die Frühankömmlinge (30. Mai) - wie uns - fand am Nachmittag ein sogenannter "Workshop" mit dem Thema "Uboot-Umwelt, medizinische, technische und menschliche Aspekte des Ubootfahrens" statt. Dahinter verbarg sich ein Erfahrungsaustausch der verschiedenen Nationen über ihren Einsatz auf konventionellen Ubooten im 2. Weltkrieg und danach auf nuklearbetriebenen Ubooten während des "Kalten Krieges", Einsätze unter dem Eis am Nordpol und unsere Erfahrungen mit konventionellen Küsten-Ubooten in der Ostsee. Dieser "Workshop" fand im Marine-Hospital in Zusammenarbeit mit der militär-medizinischen Akademie statt. Nach der Veranstaltung wurde am Gedenkstein für die gefallenen Ärzte eine Gedenkfeier mit der Niederlegung von roten Nelken vorgenommen.
Am 31. Mai begann das Treffen offiziell mit einer Kranzniederlegung auf dem St. Petersburger Friedhof, auf dem die Toten aus der Belagerungszeit 1941/42 in Massengräbern beerdigt sind. Anschließend fand ein ökumenisch-orthodoxer Gottesdienst in der St. Nicolas-Kathedrale, der Marine-Kathedrale, statt. Die orthodoxe Liturgie mit ihren Gesängen und der Prunk in dieser Kathedrale war beeindruckend. Im Anschluss an den Gottesdienst lud derPatriarch der Kirche die
Delegationsleiter zu einem Essen in das nebenan liegende Wohnhaus der Geistlichen ein. Bei dieser Gelegenheit wurden die ersten Reden der Delegierten gehalten, die stets mit einem "Wodka-Toast" endeten.
Am Abend trafen sich alle Teilnehmer zur offiziellen Begrüßung und festlichen Eröffnung des 37. Internationalen Ubootfahrertreffens in der Marine-Akademie "Frunsen". Ein festlich geschmückter und gedeckter Saal erwartete die Teilnehmer. Besonders viele Ubootfahrer vom Ubootklub St. Petersburg, der mit 1100 Mitgliedern zum größten in Russland gehört und der die Organisation dieses Treffens unter der Leitung von Kapitän zur See 1. Ranges (a.D.) Igor Kurdin inne hatte. Die russische Kriegsflagge wurde von Kadetten mit einem gut gedrillten Stechschritt in den Saal getragen. Die Delegationschefs, aufgereiht auf einer Bühne, mussten sich zahlreiche Reden anhören, bis Admiral Sugarov, Kriegsteilnehmer und mehrfacher Held der Sowjetunion, dieses Treffen offiziell eröffnete. Nach dem Auszug der Fahne unter den Klängen einer Militärkapelle begann das Festbankett. Die Stimmung war sehr gut und viele neue Bekanntschaften innerhalb der großen Ubootfahrerfamilie wurden geschlossen.
Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit einem reichhaltigen Besichtigungsprogramm. Wir besuchten "Peterhof" vor den Toren St. Petersburgs und weihten dort eine neue Strasse ein, die "Submariners-Avenue", und pflanzten gemeinsam mit Kadetten und Ortsvertretern Alleebäume. Abends fand wiederum im festlich hergerichteten "Schuvalov-Palast" ein Folklore-Abend statt. In alten Kostümen wurden wir von den Darstellern begrüßt. Nach den Vorführungen spielte eine Bigband zum Tanze auf. Das Bankett war wieder vom Feinsten und das junge und sehr zahlreiche Bedienungspersonal hat aufmerksam dafür gesorgt, dass es den Gästen an nichts mangelte.
Am Freitag, den 2. Juni, fand eine weitere Stadt- und Sehenswürdigkeitsbesichtigung statt. Besuch und Besichtigung der "Herimitage" und der "Peter und Paul Festung" standen auf dem Programm und am Abend der Besuch der Oper "Tosca" im Musorgskiy-Theater.
Am letzten Tag des Treffens besichtigten wir die alte russische Marinebasis Kronstadt, die während des kalten Krieges ein absolutes Sperrgebiet war. Dort wurde am Gedenkstein für die Gefallenen von "U 250" und dem russischen U-Jäger "MO 105" vom VDU ein Kranz mit Schleife niedergelegt. Herr Gunter Fuhrmann aus Jena, der vor 4 Jahren zusammen mit den Kronstadter Behörden und den Überlebenden der beiden Boote diese Gedenkstätte errichtet hatte, stand während des ganzen Treffens dankenswerterweise als Übersetzer zur Verfügung. Er übersetzte auch die kleine Ansprache des VDU-Präsidenten. Nach der Gedenkfeier wurde Kronstadt mit seinen Hafenanlagen besichtigt. Leider hing zur gleichen Zeit ein Regenschauer über der Stadt, der diesen Ort trostlos erscheinen ließ.
Am Nachmittag fand die obligatorische internationale Delegiertenversammlung auf dem Panzerkreuzer "Aurora", der noch voll in Dienst ist und eine feste Besatzung hat, in den Räumen des Kommandanten statt.
Der italienische Delegierte lud zum 38. Internationalen Treffen vom 17. - 20.05.2001 nach Taranto ein. Der VDU kündigte an, dass das 39. Internationale Treffen 2002 in Passau durchgeführt wird. Am Abend war das Abschluss-Bankett im Hotel "Prybaltiskaya", in dem alle Teilnehmer während des Treffens wohnten. Die üblichen Dankesreden mit Überreichung der Geschenke und gesungenen Beiträge der einzelnen Nationen mit anschließender Preisverteilung füllten den Abend aus. Die kleine deutsche Gruppe verabschiedete sich mit dem Ubootlied nach der Melodie von "Lili Marlen". Der 4. Preis in Form einer Flasche Wodka war das Resultat.
Am Sonntag war dieses Treffen zu Ende und die Gruppen reisten ab.
Unser Eindruck ist: dieses Treffen hat alle bisherigen übertroffen und die Beteiligten waren sich am Schluss des Treffens einig, keine Nation wird in der Lage sein, so etwas zu bieten. Die russische Marine genießt ein hohes Ansehen in St. Petersburg und der Ubootfahrerklub erhält jede gewünschte Unterstützung, von der andere Nationen nur träumen können. Wir waren uns aber auch einig, dass wir dieses Treffen nicht überbieten wollen, sondern jedes Land sein internationales Treffen so gestaltet, wie es dazu in der Lage ist. Die Organisatoren des 37. Internationalen Ubootfahrertreffens, der Ubootfahrerklub St. Petersburg, verdienen ein großes Lob und ein herzliches Dankeschön.