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Verband Deutscher Ubootfahrer e.V.

German Submariners Association

54. Internationales Ubootfahrertreffen

54. Internationales Ubootfahrertreffen
in St. Petersburg, Russland

Ein Bericht von Jürgen Weber, Vorsitzender der Ubootkameradschaft München 1926 im VDU.  Bilder: Copyright © 2017 Jürgen Weber und Klaus Mattes, alle Rechte vorbehalten.


Der St. Petersburg Club of Submariners and Veterans of the Navy hatte nach dem Treffen des Jahres 2000 nun zum zweiten Mal die Organisation und Ausrichtung eines Internationalen Treffens für die russischen Ubootfahrer übernommen. Wie üblich, wurde für Interessenten eines längeren Aufenthalts in dieser sehenswerten und historischen Stadt an der Newa ein zusätzliches Besuchsprogramm ab dem 5. Juni 2017 angeboten; das eigentliche Treffen begann mit der Anreise am 7. Juni und endete mit der Abreise am 12. Juni 2017. Nach offizieller Zählung nahmen 401 Personen aus 21 Staaten, darunter zahlreiche Nachfolgestaaten der GUS und Ex-Jugoslawiens und Tschechiens (allesamt ohne Ubootwaffe), am Treffen teil. In der Gästeliste waren zudem zwei Belgier aufgelistet, die aber von niemandem gesichtet wurden. Die Teilnahme all dieser Gäste ist in meinen Augen sehr wünschenswert – doch sei die Frage gestattet, warum Vertreter dieser Delegationen stimmberechtigt an der Sitzung der Heads of Delegation (HoD) teilnehmen? Das betrifft auch einen ehemaligen schwedischen Ubootfahrer, der vorgab, die (nicht interessierten) Kanadier zu vertreten - nur, weil er dort lebt. Argumente gegen dieses künstliche Aufblähen habe ich am letzten Abend bei der Tagung der HoD vehement vertreten und mir damit nicht nur Freunde gemacht. Auch der Vertreter Tschechiens war nicht gut auf mich zu sprechen.

Erfreulich stark waren neben den gastgebenden Russen die indischen Ubootfahrer und der französische Ubootfahrerverband AGASM vertreten. Italienische Teilnehmer waren (zum ersten Mal) nicht gekommen, weil die russische Visaerteilung gründlich danebengegangen war. Deutschland als Gründungsmitglied dieser internationalen Treffen war durch die stattliche Anzahl von vier Personen (Klaus und Cobi Mattes, Gunther Hartmann und mich) vertreten - adäquat im Verhältnis zur derzeitigen Anzahl deutscher Uboote. Es wäre wünschenswert, wenn wir nächstes Jahr in Danzig, das ja auch von Norddeutschland gut erreichbar ist, wieder einmal mit einer größeren Delegation auftreten würden.

Aus Südkorea waren Il Choi und seine Frau (die im vergangenen Jahr die Busfahrt von Simbach zum Treffen in Pula / Kroatien mitgemacht hatten) sowie dessen Kamerad Jungdu Kim mit Frau erschienen. Ecuador war erstmals dabei und wurde durch den Korvettenkapitän Samuel Ruiz vertreten.

Igor Kurdin hatte sich als Organisator sehr viel Mühe gemacht und auch versucht, humanitäre Visa zu beschaffen, die dann für viele Teilnehmer auch bewilligt wurden – jedoch erst so spät, dass z.B. wir deutschen Teilnehmer bereits eine professionelle Agentur mit der Visabeschaffung beauftragt hatten. Mit dem Hotel Sankt Petersburg hatte er eines der großen Häuser zu annehmbaren Preisen reserviert, was wohl auch mit laufenden Renovierungen in den unteren Etagen zusammenhing. Der Blick aus meinem Fenster auf die Newa und den Panzerkreuzer AURORA war zu jeder Tages- und Nachtzeit (wir erlebten dort die berühmten Weißen Nächte) atemberaubend.


ABER NUN ZUM PROGRAMM:


MITTWOCH, 7. JUNI 2017

Am Mittwoch (7. Juni) nahm ich zunächst an einer Vorbesprechung der HoD teil, an der wir in einem für westliche Ohren schwer verständlichen Englisch allerlei Informationen - nicht aber, wie sich später herausstellte, die wirklich wichtigen Details - erfuhren. Die Abendveranstaltung lebte von der großen Wiedersehensfreude, köstlichen kulinarischen Kleinigkeiten, Rotwein, Weißwein und natürlich dem russischen Energydrink, dem Wodka.


DONNERSTAG, 8. JUNI 2017

Am Donnerstag (8. Juni) wollten wir den Panzerkreuzer AURORA besichtigen. Als unsere deutsche Gruppe in den vorgesehenen Bus Nr. 8 einsteigen wollte, entpuppte sich das als organisatorische Fehlinformation, so dass wir in den nächsten zwei Tagen jeweils unterschiedlichen Bussen zugeteilt wurden – und nicht immer englischsprachige Fremdenführerinnen hatten. Nun zur AURORA: Sie ist ein historisches Denkmal aus der Zeit des Russisch-Japanischen Krieges und soll den ersten Schuss in der Oktoberrevolution abgefeuert haben. Sie wird noch immer von Soldaten der russischen Marine gewartet und von wahren Meistern im Messingputzen auf Hochglanz gehalten. Dann ging es weiter zum Zentralen Marinemuseum, wo die feierliche Eröffnung unseres Treffens durch den Oberbefehlshaber der Marine und den Gouverneur von St. Petersburg erfolgen sollte; beide ließen sich vertreten bzw. ihre Grußworte verlesen. War aber auch kein Drama, weil der Ablauf dieser Zeremonie wohl fast ausschließlich unseren Gastgebern bekannt war – so dass die HoD in unterschiedlichsten Anzügen (von denen mancher diesen Ausdruck nicht verdiente) vertreten war. Beeindruckend waren Ein- und Ausmarsch der Abordnung mit den russischen Flaggen!

Der anschließende Besuch des Museums war sehr informativ, und wir entdeckten das Turmwappen von U 9 (1945 in Constanta / Rumänien versenkt und von der sowjetischen Schwarzmeerflotte geborgen). Nach dem Mittagessen im Museumsgebäude ging es weiter zur Besichtigung des Ubootes D-2 NARODOVOLETS (Indienststellung 1931, seit 1993 Museums-Uboot).


FREITAG, 9. JUNI 2017

Fahrt nach Kronstadt auf der Insel Kotlin. Nachdem die deutschen Teilnehmer nach dem Russisch Busroulette endlich im dritten Bus mitfahren durften, sahen wir später vom Petersburger Damm die weithin sichtbare Marine-Kathedrale St. Nicholas - ein imposantes Bauwerk, das wir an diesem Tag zweimal besichtigen sollten: Einmal fand ein Gottesdienst mit Chor-Gesang statt, nachmittags wurden wir von einem Popen durch die orthodoxe Kathedrale neo-byzantinischer Architektur geführt. Die zwischen erster Besichtigung und Mittagessen stattfindende Stadtrundfahrt schien uns immer wieder über dieselben Straßen zu führen…

Abgerundet wurde der Aufenthalt in Kronstadt mit dem Besuch des im Jahre 2000 aufgrund deutscher initiativer Beteiligung errichteten Gedenkstätte für U 250.

Den Abend verbrachten wir - wie eigentlich jeden Tag - in der Hotelbar; allerdings ohne unsere russischen Gastgeber. Von denen ließ sich in der von allen Teilnehmern gut besuchten Bar des Hotels St. Petersburg leider niemand sehen.


SAMSTAG, 10. JUNI 2017

Nach der Abfahrt vom Hotel war uns schon bewusst, dass an diesem Tag unsere Gedenkfeier stattfinden sollte. Die Verwirrung war allerdings komplett, weil wieder niemand etwas Genaues wusste, als wir aus dem Bus ausstiegen und auf den Soldatenfriedhof Seraphim geleitet wurden. Auch unsere Stadtführerinnen hatten keine genaue Peilung, wohin wir nun gingen; allerdings sagten sie, dass die Busse später woanders (wo immer das sein sollte) auf uns warten würden. Nun standen wir nach einem ausgedehnten Friedhofsbummel mit oft sehr künstlerisch-maritim gestalteten Grabsteinen vor dem Erinnerungsmonument der ASMC K-141 KURSK und den Gräbern etlicher auf diesem Unterseeboot ums Leben gekommener Soldaten. Dann ging alles wieder seinen sozialistischen Gang - die HoD nahmen in sowjetisch-alphabetischer Reihenfolge Aufstellung und hielten ihre kurzen Ansprachen. Für die deutsche Delegation erinnerte ich an die Belagerung des damaligen Leningrad (8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944) mit über einer Million ziviler Opfer, die hohe deutsche Offiziere als Handlanger Hitlers zu verantworten hatten. Ich erwähnte auch die Frau unseres ukrainischen Kameraden Erlen Baileys, die diese grausame Zeit als Kind in Leningrad erlebt hatte! Abschließend wies ich - als positiven deutschen Einfluss - auf Wilhelm Bauer hin, der von St. Petersburg aus 133 erfolgreiche Tauchfahrten mit dem SEETEUFEL für die russische Marine durchgeführt hatte.

Das Zeremoniell insgesamt war wieder beeindruckend; überrascht waren Lord Brian De Mullet (UK) und ich nur, als unser Organisator Igor Kurdin uns plötzlich drängte, hinter den Kranzträgern Aufstellung zu nehmen. Auch das hätte man vorher kommunizieren können – wie auch die folgende Kranzniederlegung am Denkmal für die Verteidiger Leningrads und die Opfer der Blockade. Wie bereits erwähnt: Außerordentlich imposantes militärisches Zeremoniell mit Militärmusik und eindrucksvollen Kränzen – aber mangelnde Informationen.

Unser Mittagessen nahmen wir auf dem Werftgelände der Historischen Schiffswerft für den Nachbau des ersten russischen Linienschiffs POLTAVA (benannt nach einer ukrainischen Stadt, Indienststellung 1712, 34,6 m Länge, 54 Geschütze) ein. Finanziert wird das Projekt vom Energieversorger Gazprom, ausgeführt wird es von sehr engagierten und fachkundigen Schiffsbauern und ihren ebensolchen Helfern. Diese Besichtigung hat wohl alle Teilnehmer überaus beeindruckt.


SONNTAG, 11. JUNI 2017

Der Sonntag  stand ganz im Zeichen der Kultur. Was wäre schon ein Aufenthalt in St. Petersburg ohne Besichtigung der Eremitage, eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt? Die wenigen Stunden in diesem Museum konnten nur einen kleinen Eindruck von all den dort ausgestellten Kunstschätzen geben. Ein unvergesslicher Besuch!

Nach dem Mittagessen am frühen Nachmittag war wieder freie Zeit angesagt; über die am Spätnachmittag stattfindende Sitzung der HoD hatte ich bereits zu Anfang berichtet. Ergebnis der Sitzung: Die polnische Delegation wird das 55. Internationale Ubootfahrertreffen vom 22. bis 26. Mai 2018 in Danzig ausrichten; für Belgrad als Ort des 56. Treffens im Mai 2019 hatten wir uns bereits 2016 in Pula entschieden. In diesem Jahr votierte die Mehrheit der HoD in namentlicher und offener Abstimmung für Karlskrona in Schweden als Ort des 57. Internationalen Ubootfahrertreffens im Mai 2020. Ruurd van Rooijen (Captain RNLN rtd) und Vorsitzender ISA Netherlands hatte in Zusammenarbeit mit Tarek Buchmüller, Hamburg, ein Statement zum Schutz von Kriegsgräbern auf See vorbereitet, das er allen HoD zukommen ließ, um die jeweilige nationale Unterstützung für dieses Thema einzufordern.

Rechtzeitig standen die meisten Teilnehmer vor dem Hotel zur Abfahrt mit den Bussen zum Galaabend bereit. Und dann schlug die schwache Informationstaktik wieder zu: Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis wir erfuhren, dass die Busse wegen eines Verkehrsunfalls nicht zum Einsatz kommen würden. Und dann Respekt den jungen Helfern: Innerhalb einer halben Stunde wurde ein Taxiservice organisiert, der Hunderte von Teilnehmern zum Galaabend in eine Kongresshalle transportierte. Auch dort wieder eine sehr gute Reaktion unserer Gastgeber: Die Begrüßungsreden wurden stark gekürzt, so dass das vorzügliche Kulturprogramm mit nur geringer Verspätung begann. Vom Ballett über verschiedene Chöre und Solisten wurde ein bunter Reigen russischer Kultur geboten, und das alles in je etwa fünfzehnminütigen Präsentationen. Da blieb dann auch noch Zeit zur Unterhaltung und dann konnte man wieder das Programm genießen. Insgesamt war das ein sehr gelungener Galaabend mit ausgezeichneter Tanzmusik und – auch das sei nicht verschwiegen – gutem Essen und nicht zu spärlich servierten Getränken.


MONTAG, 12. JUNI 2017

Am Montag ging es dann vom Hotel zum Internationalen Flughafen, der noch immer an den Interimsnamen der Stadt erinnert: Sein IATA-Kürzel LED ist die Abkürzung von Leningrad. Fazit der Reise: Trotz offensichtlicher und vermeidbarer organisatorischer Mängel, die vorwiegend auf Informationslücken und Fehlinformationen beruhten, wurde das Gesamtziel erreicht: Wiedersehen mit den ausländischen Ubootkameraden (und ihren Frauen) und Erneuern und Festigen der freundschaftlichen Verbundenheit. Wir sehen uns in Danzig wieder.

Jürgen Weber

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